Thüringer Archiv für Zeitgeschichte „Matthias Domaschk“ (ThürAZ) im Verein Künstler für Andere e.V.

 

Das Thüringer Archiv für Zeitgeschichte „Matthias Domaschk” (ThürAZ) wurde 1991 zunächst unter dem Namen Matthias-Domaschk-Archiv Jena gegründet. Träger war und ist der Verein Künstler für Andere e.V., der aus der gleichnamigen Jenaer Gruppe der DDR-Opposition hervorgegangen ist. Die Gründung des Archivs stand in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der breiten gesellschaftlichen Debatte um die Funktion und Wirkung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR. Es diente zunächst der Aufbewahrung der Materialien der Repression in der SED-Diktatur, so etwa von Kopien der Akten des MfS.

 

Blick ins Magazin des ThürAZ, Foto: Katharina Kempken
Blick ins Magazin des ThürAZ, Foto: Katharina Kempken

Spätestens ab Mitte der 90er Jahre erfolgte ein Funktionswandel in der Arbeit des Archivs. Im Mittelpunkt der Sammlungstätigkeit des ThürAZ standen und stehen seit diesem Zeitpunkt die Überlieferungen der Opposition und des Widerstandes selbst. Dabei handelt es sich in der Regel um Ego-Dokumente (siehe Bestandsprofil). 

 

 

Das Archiv verzeichnet einen beständigen Zuwachs an Vor- und Nachlässen ehemaliger Akteure der Opposition und des Widerstandes sowie Überlieferungen von Körperschaften. Die größte Überlieferungsdichte ist für die 70er und 80er Jahre zu verzeichnen. Die Erwerbungstätigkeit zielt insgesamt auf den Zeitraum 1945 – 1990. Geografisch liegt der Schwerpunkt auf den drei ehemaligen Bezirken Gera, Erfurt und Suhl, dem heutigen Freistaat Thüringen. Bestandsverdichtungen sind für Jena, Saalfeld, Gera, Weimar und Erfurt zu verzeichnen. Insgesamt übernimmt das ThürAZ die Aufgabe des Spezialarchivs zur Opposition und des Widerstandes in der SED-Diktatur für den Freistaat Thüringen.

Die Arbeit des ThürAZ beruht zu einem nicht unwesentlichen Teil auf langjähriger Kontaktpflege zu ehemaligen Akteuren und dem aufgebauten Vertrauen. Gleichzeitig setzt das ThürAZ immer wieder auch eigene Forschungsprojekte um. Diese dienen zum Einen dem Erschließen bisher unbekannter Überlieferungen, da Sammlungen in der Regel nicht angeboten werden, sondern aktiv aufgefunden werden müssen. Zum Anderen zielen die Projekte auf die öffentliche Wahrnehmung der im ThürAZ aufbewahrten Bestände und der hiermit verknüpften Geschichte der Einforderung demokratischer Grundwerte unter den Bedingungen der Diktatur.

Dieser Teil der Arbeit des ThürAZ setzt sich aus Ausstellungen, Publikationen, Bildungsangeboten für SchülerInnen und Studierende sowie öffentlichen Veranstaltungen wie Stadtrundgängen, Podiumsdiskussionen, Lesungen und Tagungen zusammen. Leitbild dieser Arbeit des ThürAZ ist dabei das Archiv als Offener Lernort, der durch niedrigschwellige Angebote bei gleichzeitig qualitativ anspruchsvollen, multiperspektivischen Zugängen charakterisiert wird.

Einsichtnahme im ThürAZ, Foto: Katharina Kempken
Einsichtnahme im ThürAZ, Foto: Katharina Kempken