Privatarchiv | Hartmann, Gisela |
Bezugsorte | Dresden, Erfurt, Magdeburg, Nordhausen |
Umfang | 7,2 lfm., Fotosammlung |
Zeitraum | 1963 – 98 |
Stichworte | |
Erschließung | Datenbank |
Signatur | P-HaG |
Die Sammlung von Gisela Hartmann (geb. Brick, Jg. 1939) bildet ein breites Spektrum ihrer ehrenamtlichen Tätigkeiten in Kirchen-, Umwelt- und Friedensgruppen in den 1970er und 1980er Jahren bis hin zu hauptamtlichen umweltpolitischen Ämtern in den 1990er Jahren in der Region Nordhausen ab.
Als Mitglied der Synode der Kirchenprovinz Sachsen wird Hartmann 1972 in die Synode der Evangelischen Kirche der Union (EKU) berufen, der sie bis 1995 angehört. Ihre Arbeitsmaterialien wie Vorlagen, Synodalbeschlüsse, Korrespondenzen und Notizen aus der synodalen Tätigkeit beinhalten vorrangig theologische und kirchenpolitische Themenkreise, aber auch Diskussionen um Fragen der Friedensverantwortung der Kirchen im Hinblick auf das nukleare Abschreckungssystem im Ost-West-Konflikt oder etwa die Unterstützung von Ausreiseantragstellern (1976 bis 1994).
Ab Ende der 1970er Jahre engagiert sich Hartmann im Rahmen der pädagogischen Gemeindearbeit und in ihrem Ökumenischen Hausfriedenskreis für kirchliche Friedensarbeit. Auch wird sie Mitglied im Hauptausschuss des Kirchentages in Thüringen. Als 1988 die Arbeit des DDR-weiten Netzwerkes Konkret für den Frieden in den Ökumenischen Versammlungen (ÖV) im Konziliaren Prozess der Kirchen fortgeführt wird, setzt sich Hartmann – als Leiterin der Arbeitsgruppe Energie für die Zukunft – für eine Wende in der Energiepolitik der DDR ein. Die Sammlung enthält Informations- und Arbeitsmaterialien, Notizen, Protokolle und Korrespondenzen aus der kirchliche Friedensarbeit von 1978 bis 1990, vor allem aber von den Seminaren Frieden Konkret (1986 bis 1988), der Vorbereitung und der Mitarbeit an der ÖV in der DDR (1987 bis 1989) sowie Materialien der Europäischen ÖV in Basel 1989 und einen Arbeitsordner aus der Vorbereitungsgruppe des Ökumenischen Luftseminars zum Erfurter Kirchentag 1988.
Mit dem Anliegen der Veröffentlichung von Umweltdaten tritt Hartmann 1981 der Arbeitsgemeinschaft Umweltschutz in der Gesellschaft für Natur und Umwelt (GNU) des Kulturbundes bei. Nachdem dieses Vorhaben in der GNU scheitert, gründet sie 1983 das Kirchliche Umweltseminar Nordhausen. Korrespondenzen, Protokolle, Fotografien, Mailart und Notizen zu den Gottesdiensten und Seminaren zur Umwelterziehung und Umweltberatung sowie zu lokalen Umweltaktionen wie Basaren und Pflanzaktionen geben Aufschluss über die Vielfalt des Umweltseminars. Von der zugehörigen Umweltbibliothek sind vereinzelt Dokumente enthalten (1989/90). Umfangreich vertreten sind indes Druckschriften, kirchliche Schriftenreihen und Samisdat der 1980er Jahre. Hier befinden sich Publikationen des Kirchlichen Forschungsheimes Wittenberg, der Arbeitsgruppe Umweltschutz beim Jugendpfarramt Leipzig, der Umweltbibliothek Berlin, des Friedenskreises Friedrichsfelde, des Radix-Verlages Berlin, des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (1985 bis 1992), der Theologischen Studienabteilung (1982 bis 1990) oder Greenpeace (1983 bis 1990). In den Jahren 1988 bis 1990 fördert Hartmann als Vorsitzende des Gemeindekirchenrates St. Blasii in Nordhausen den Umbau des abrissreifen Küsterhauses zum Cafe Konzil, wo die Arbeit des Kirchlichen Umweltseminars in den 1990er Jahren fortgesetzt wird. Fotografien, Korrespondenzen, Sitzungsprotokolle, Notizen und Geschäftsunterlagen dokumentieren dessen Umbauten und Finanzierungsprobleme (1989) aber auch die Regionalkonferenz Harz (1990) oder das Projekt Hilfe für Kinder aus Tschernobyl (1992).
Am 24. Oktober 1989 ist Hartmann in der Frauenbergkirche an der Gründung des Neuen Forum (NF) Nordhausen und nachfolgend an den Demonstrationen und Kundgebungen im Herbst 1989 beteiligt. Notizen, Korrespondenzen, Protokolle, Aufrufe und Programme dokumentieren Ausschnitte der Ereignisse der Friedlichen Revolution in Nordhausen. 1990 gründet Hartmann den Grünen Tisch Nordhausen, da der seit November 1989 regelmäßig tagende Runde Tisch Nordhausen thematisch überlastet ist. Protokolle und Korrespondenzen vom Grünen Tisch Nordhausen sind von März bis Juli 1990 erhalten. Nach den Kommunalwahlen 1990 wird Hartmann Fachbereichsleiterin der Abteilung Umweltschutz im Landratsamt Nordhausen und setzt hier – auch durch die frühe Mitwirkung am lokalen entwicklungs- und umweltpolitischen Aktionsprogramm Agenda 21 – Impulse für die regionale Umweltarbeit der Region. Zur Kommunalwahl 1994 ist Hartmann Landratskandidatin der Bürgerbewegung Neues Forum. Auch hier sind Arbeitsunterlagen (1990 bis 1998) überliefert.